SALOME: Jochanaan! Ich bin verliebt in deinen Leib, Jochanaan! Dein Leib ist weiss wie die Lilien auf einem Felde, von der Sichel nie berührt. Dein Leib ist weiss wie der Schnee auf den Bergen Judäas. Die Rosen im Garten von Arabiens Königin sind nicht so weiss wie dein Leib, nicht die Rosen im Garten der Königin, nicht die Füsse der Dämmerung auf den Blättern, nicht die Brüste des Mondes auf dem Meere. Nichts in der Welt ist so weiss wie dein Leib. Lass mich ihn berühren deinen Leib. JOCHANAAN: Zurück, Tochter Babylons! Durch das Weib kam Das Übel in die Welt. Sprich nicht zu mir. Ich will dich nicht anhör'n! Ich höre nur auf die Stimme des Herrn, meines Gottes. SALOME: Dein Leib ist grauenvoll. Er ist wie der Leib eines Aussätzigen. Er ist wie eine getünchte Wand, wo Nattern gekrochen sind; wie eine getünchte Wand, wo Skorpione ihr Nest gebaut. Er ist wie ein übertünchtes Grab voll widerlicher Dinge. Er ist grässlich, dein Leib ist grässlich. In dein Haar bin ich verliebt, Jochanaan. Dein Haar ist wie Weintrauben, wie Büschel schwarzer Trauben, an den Weinstöcken Edoms. Dein Haar ist wie die Cedern, die grossen Cedern von Libanon, die den Löwen und Räubern Schatten spenden. Die langen schwarzen Nächte, wenn der Mond sich verbirgt, wenn die Sterne bangen, sind nicht so schwarz wie dein Haar. Des Waldes Schweigen... Nichts in der Welt ist so schwarz wie dein Haar. Lass mich es berühren, dein Haar! JOCHANAAN: Zurück, Tochter Sodoms! Berühre mich nicht! Entweihe nicht den Tempel des Herrn, meines Gottes! SALOME: Dein Haar ist grässlich! Es starrt von Staub und Unrat. Es ist wie eine Dornenkroneauf deinen Kopf gesetzt. Es ist wie ein Schlangenknoten gewickelt um deinen Hals. Ich liebe dein Haar nicht. Deinen Mund begehre ich, Jochanaan. Dein Mund ist wie ein Scharlachbandan einem Turm von Elfenbein. Er ist wie ein Granatapfel von einem Silbermesser zerteilt. Die Granatapfelblüten in den Gärten von Tyrus, glüh'nder als Rosen, sind nicht so rot. Die roten Fanfaren der Trompeten, die das Nah'n von Kön'gen kündenund vor denen der Feind erzittert, sind nicht so rot wie dein roter Mund. Dein Mund ist röter als die Füsseder Männer die den Wein stampfen in der Kelter. Er ist röter als die Füsse der Tauben, die in den Tempeln wohnen. Dein Mund ist wie ein Korallenzweigin der Dämm'rung des Meers, wie der Purpur in den Gruben von Moab, der Purpur der Könige.Nichts in der Welt ist so rot wie dein Mund. Lass mich ihn küssen, deinen Mund. JOCHANAAN: Niemals, Tochter Babylons, Tochter Sodoms! Niemals! SALOME: Ich will deinen Mund küssen, Jochanaan. Ich will deinen Mund küssen. NARRABOTH: Prinzessin, Prinzessin, die wie ein Garten von Myrrhen ist, die die Taube aller Tauben ist, sieh diesen Mann nicht an. Sprich nicht solche Worte zu ihm. Ich kann es nicht ertragen. SALOME: Ich will deinen Mund küssen, Jochanaan. Ich will deinen Mund küssen. Lass mich deinen Mund küssen, Jochanaan.