[01:29.38]In kalter Nacht voll Silbermond, [01:34.57]der Eule Schrei klang weit... [01:40.27]Das Mädchen fand wohl keinen Schlaf, [01:45.76]griff Mantel sich und Kleid. [01:51.11]Ging fort, weit in die Dunkelheit, [01:56.66]der Warnung unbedacht, dass: [02:02.77]"...Geisterstimme heller Klang voll Unheil füllt die Nacht..." [02:16.55]So kam sie an des Berges Fuss, [02:22.31]im Feenmonden Licht,als ferner Stimme Lied erklang, [02:32.54]dass klagend Herz zerbricht. [02:38.39]Und sah durch Schatten, silberweiss, [02:44.09]der Sängerin Gestalt: [02:49.18]so zart, wie heller Morgengrau, [02:54.78]doch Augen, still und kalt. [03:00.88]Fern aller Zeit, der Seele Geleit, [03:06.08]der Einsamkeit klang im stillen Gesang... [03:18.44]Das Lied verklang im Nachtwinds Flug, [03:24.04]die Sängerin schwieg still, [03:29.13]nur eine Träne, stumm geweint, [03:35.04]sprach, was sie singen will. [03:40.43]Das Mädchen war so tief berührt, [03:45.67]so sprach sie:"bleib nicht stumm, [03:52.68]denn Euer Lied erfüllt mein Herz, [03:57.82]weiss ich auch nicht warum!" [04:05.86]Die Sängerin traet zu ihr hin, [04:11.41]bang hoffend schien ihr Blick, [04:16.54]griff schüchtern nach des M?dchens Hand... [04:22.45]nun gab es kein Zurück. [04:27.86]Sie sang ein Lied für sie allein, [04:33.61]die folgte still gebannt [04:38.81]der Sängerin den Berg hinauf, [04:44.67]zur höchsten Klippe Rand. [04:50.16]Fern aller Zeit, der Seele Geleit, [04:55.60]der Einsamkeit klang im stillen Gesang... [05:07.92]Dort sang die Sängerin ihr Lied [05:13.67]von dunkler Schicksalsnacht, [05:18.91]die, wohl vor mehr als hundert Jahren, [05:24.51]ihr tiefste Not gebracht: [05:29.95]Ein junger Mann schwor ihrem Herz [05:35.19]in früher Liebe Glück... [05:40.74]Doch ihres Vaters blinder Hass [05:46.29]verwehrte dies Geschick. [05:54.94]Er schriet: "niemals im Leben sollt ihr Euch ganz gehören" [06:05.91]So planten sie im frühen Tod [06:11.40]die Liebe zu beschwören. [06:17.26]Doch war der Fluch des Vaters aerg, [06:23.01]erreichte sie selbst dort, [06:28.51]er trennte ihrer Seelen... [06:33.64]verbannte sie an diesen Ort. [06:39.59]Fern aller Zeit, der Seele Geleit, [06:44.93]der Einsamkeit Klang im stillen Gesang... [06:57.56]Noch immer hielt die Sängerin [07:02.95]das Mädchen bei der Hand, [07:08.05]als tränenblind sie übertrat [07:13.54]der hohen Klippe Rand. [07:19.34]Doch hörte sie ein Lied als schon in der Tiefe sie verschwand: [07:30.03]"Habe Dank, mein Kind, denn nur Dein Tod [07:35.57]zerbrach des Fluches Band!" [07:41.52]Fern aller Zeit, der Seele Geleit, [07:46.92]der Einsamkeit Klang im stillen Gesang...